Bis zu 41 Prozent aller Medikamente weltweit sind Fälschungen. Das heißt, sie enthalten entweder zu wenig oder gar keine wirksamen Bestandteile. Zu diesem beunruhigenden Ergebnis kommen internationale Forscherteams nach der Auswertung von knapp 17.000 Arzneimittelproben.
Das Problem gefälschter Medikamente beschränkt sich längst nicht mehr nur auf Entwicklungs- und Schwellenländer. Durch den Internetversandhandel oder Fernreisen erreichen gefälschte Präparate zunehmend auch Europa.
Wie viele davon weltweit im Umlauf sind, ist allerdings nicht bekannt. Um ein wenig Licht in`s Dunkel zu bringen, haben Forscher 17.000 in der ganzen Welt eingekaufte Arzneimittel-Proben auf ihre Inhaltsstoffe analysiert. Sie unterzogen dabei gerade auch die Zulieferer und Bestände von Krankenhäusern und Apotheken einer genaueren Prüfung. Das alarmierende Ergebnis: Von den weltweit gesammelten und analysierten Proben stellten sich je nach Arzneimitteltyp zwischen neun und 41 Prozent als Fälschungen heraus. Diese enthalten zu wenig oder gar keine wirksamen Bestandteile, teilweise sind sie aber auch mit schädlichen oder gar giftigen Stoffen versetzt.
Unter den, von den internationalen Forscherteams aufgelisteten betroffenen Medikamenten finden sich neben Antibiotika auch Mittel gegen Malaria, Tuberkulose, HIV und Chemotherapeutika gegen Krebs.
Den Forschern zufolge sollen unzureichende Malariamittel allein im Jahr 2013 für den Tod von 122.350 afrikanischen Kindern unter fünf Jahren verantwortlich sein. Nach Schätzungen sterben weltweit jährlich bis zu eine Million Menschen, weil sie gefälschte Medikamente einnehmen.
Am häufigsten wurden die Forscher in Ländern mit mittlerem und niedrigem Pro-Kopf-Einkommen fündig. Doch Fälschungen sind selbst in vermeintlich sicheren und gut überwachten Lieferketten keine Seltenheit. So gab es nach Aussage Tim Mackeys und seinen Kollegen von der University of California in San Diego, allein zwischen 2009 bis 2011 1.510 Meldungen von gefälschten Arzneimitteln bei Zulieferern von Krankenhäusern und Apotheken.
Um die Pandemie gefälschter und unzureichender Arzneimittel einzudämmen, sind nach Ansicht der Forscher koordinierte internationale Reaktion und schärfere nationale Regelungen notwendig. Sie fordern eine bessere Zusammenarbeit derjenigen, die über die nötige Expertise in Wissenschaft, Technologie, Überwachung, Epidemiologie und Logistik verfügen, um die globalen Lieferketten sicherer zu machen.
Das größte Risiko für deutsche Verbraucher stellen, nach Auskunft der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), unseriöse Internetseiten dar. Hier soll der Anteil gefälschter Medikamente bei über 50 Prozent liegen. So gehen Sie bei Medikamenten-Bestellungen im Netz auf Nummer sicher:
- Wenn Sie bei einer Ihnen nicht bekannten Apotheke im Versandhandel kaufen wollen, dann überzeugen Sie sich davon, dass die Apotheken eine behördliche Erlaubnis dazu hat.
Die zuständige Behörde muss im Impressum der Internetseite genannt werden, dort können Sie sich erkundigen. - Verlassen Sie sich nicht Gütesiegel. Denn auch diese können gefälscht sein.
- Bestellen Sie möglichst bei deutschen oder – wenn überhaupt – bei europäischen Versandapotheken. Denn der Versand von Medikamenten aus Ländern außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums direkt an Endverbraucher in Deutschland ist verboten.
Quelle: doi: 10.4269/ajtmh.15-0221